top of page

Gendern ist nur was für Dumpfbacken – und der Weihnachtsmann ist ein Mann. Basta!




Liebe Leserinnen und Leser,



bevor wir die durchaus provokante Betreffzeile aufdröseln, möchte ich über ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk meiner Freundin Brigida berichten. Dieses hat mich ganz schön aus der gedanklichen Reserve geholt:


„Genderleicht: Wie Sprache für alle elegant gelingt.“ Christine Olderdissen, Cornelsen Verlag GmbH Berlin


Ein sehr lesenswertes Buch zum Thema geschlechtergerechte Sprache, das der geneigten Leserschaft interessante, neue Perspektiven eröffnet. Nun ist es ja nicht so, dass ich die Themen rund ums Gendern bisher „links liegen gelassen hätte“. Nichtsdestotrotz war ich von der ersten bis zur letzten Seite von der spielerischen und leichten Aufbereitung dieses – gerne enorm sperrig präsentiertem – Themenbereichs begeistert.


„Sitzen zwei Piloten im Cockpit. Sagt die eine zur anderen: "Wetten, dass jetzt keiner an zwei Frauen gedacht hat?“ Quelle


Apropos Witze und Weihnachten. Die oben erwähnte Dumpfbacke ist ein geschlechtsneutrales Schimpfwort. Und ob Sie dem Weihnachtsmann einen Witz erzählen und ihm eine passende Weihnachtsfrau zum Geschenke verteilen gleich mit an die Seite stellen oder lieber das Christkind herbeirufen, ist einerseits eine regionale und anderseits Ihre persönliche Angelegenheit.


„Entgegen der allgemeinen Meinung sind Frauen erfinderisch“ Josephine Cochrane, Erfinderin, 1839-1913


Dazu fällt mir als passender Nebensatz ein: „Was bleibt ihnen denn auch anderes übrig.“ Aber weiter im Text: Mir ist unlängst wieder ein Missgeschick bei der Begrüßung unterlaufen. Einfach aus Bequemlichkeit. Sie kennen bestimmt die herkömmliche Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“. Ups – war da nicht was? Können wir das mittlerweile nicht besser? Daher ist es mir aus vielerlei Gründen – und besonders unter dem Blickwinkel des AuftrittsCoachings – mehr als eine persönliche Angelegenheit, auf die Redetexte meiner Kundschaft einen unterstützenden Blick zu werfen. Insbesondere, da ich mir ab und an die eigene Nase fasse und einen wertschätzenden Umgang mit Menschen postuliere. Dementsprechend sind ein oder auch zwei Perspektivenwechsel mehr als hilfreich. Voilà: Dazu lade ich Sie ganz herzlichst ein.


"Bei den Begrüßungsformeln auf der ganzen Welt, jeder Mensch sich anders verhält"

Monika Kühn-Görg, Aphoristikerin, 1942


Weihnachtsfeiern, Betriebsversammlungen oder Ihre nächste Rede? Wie weit sind Ihre Vorbereitungen gediehen? Wurde geschlechtsneutrale Sprache berücksichtigt? Lassen sich herkömmliche Floskeln und Redewendungen anders formulieren, anstatt der üblichen Verwendung „sehr geehrte Damen und Herren“?


Nachfolgend mal ein paar Vorschläge für eine gendergerechte Ansprache, um keinen Menschen gendermässig auszuschließen:


• Schön, dass Sie alle da sind

• Sehr verehrtes Publikum

• Sehr verehrte Menschen

• Ich heiße Sie alle willkommen

• Guten Tag euch allen

• Willkommen auf unserer Weihnachtsfeier

• Hallo Ihr Lieben

• Herzlich willkommen. Liebes Kollegium

• Herzlich willkommen. Ich freue mich auf Sie

• Willkommen. Ich freue mich auf jeden Einzelnen von Euch

• Hey, Leute. Toll, dass ihr alle da seid

• Herzlich willkommen, zu unserem Managementmeeting

• Ich heiße alle, die an unserem Workshop teilnehmen, herzlich willkommen

Mein Name ist Esther Schweizer. Schön, dass sie heute mit dabei sind


War's das schon? Sicherlich nicht. Ihr Redetext geht bestimmt noch etwas weiter, oder?! Jedoch ohne Übung ... Na, Sie wissen schon. Mein Appell: Seien Sie fantasievoll und lassen Sie sich durch gendergerechte Gedankenimpulse neu inspirieren – mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass auch in Ihren Vorträgen, Ansprachen und Präsentationen eine wertschätzende und abwechslungsreiche Sprache und Sprechweise zum Ausdruck kommt.


Meine persönlichen Grenzen sind diesbezüglich noch längst nicht gesprengt und ich übe unermüdlich weiter. Mit Leichtigkeit. So darf es sein! Durch die fantasievolle Lektüre (und das vorgezogene Weihnachtsgeschenk) habe ich reichlich geistige Unterstützung.


Ein Auszug aus dem erwähnten Buch*:„(...)Frauen haben in den vergangenen Jahrzehnten extrem viel für die Gleichstellung getan: Sie sind im Beruf erfolgreich, stehen uns als Expertinnen mit ihrem professoralem Wissen zur Seite, gestalten Politik. Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir das sprachlich abbilden (…)“. Oder? Wie sehen Sie das?


„Mache einen anständigen Menschen aus mir, aber bitte keine anständige Frau!“

Ninon de Lenclos, französische Salonière, 1620-1705


Haben Sie es gemerkt? Bis hierher bin ich ohne GendersternchenGender-Gap (Unterstich), Gender-Pause (Glottisschlag, Knacklaut) und dem Gender-Doppelpunkt im Text ausgekommen. Die Erfindung der Gender-Pause nimmt Luise F. Pusch für sich in Anspruch. Von ihr hatte ich bereits gehört, sie ist mir schon seit Jahren „ein Begriff“, gilt die Sprachwissenschaftlerin und Mitbegründerin der feministischen Linguistik bereits seit den 1970er als anerkannte Koryphäe Ihrer Fachrichtung. Doch darin liegt die Krux mit anerkannten Koryphäen. Ist schon das Fremdwort sperrig, verhält es sich meist auch genauso mit den Wissenschaften, die sie vertreten.


Spoiler-Alarm: „Rahmen. Rolle. Selbstbild.“


Stichwort Gender-Doppelpunkt. In meinem neuen Buch (erscheint in Kürze) „Rahmen. Rolle. Selbstbild.“ habe ich mich für den Gender-Doppelpunkt entschieden. Ehrlich. So manches Mal war ich beim Schreiben vorher ziemlich ratlos und habe es mir unnötig schwer gemacht, die entsprechenden Wortalternativen zu finden. Bis dato hatte ich mich nämlich nur sehr oberflächlich mit der gendergerechten Sprache und deren Stilmittel beschäftigt. So unter dem Motto „Hat die Welt und ich nicht gerade andere Sorgen?!“ Ja, hat sie und hab' ich. Geben wir dieser sträflich pauschalierenden Ausrede nach, bringen wir Fässer ins Rollen, die uns früher oder später mächtig auf die Füße fallen.


Welche Erfahrungen machen Sie? Besonders wenn es um eine diskriminierungsfreie, gendergerechte und barrierefreie Kommunikation geht? Kennen Sie sich aus mit der Grammatik zur Personenstandskategorie „Divers“?


Die unten aufgeführten Informationen haben mich jedenfalls eines Besseren belehrt und es macht mir mittlerweile Freude beim Formulieren (und Denken), meine gedanklichen Blockaden spielerisch aufzudröseln. Denn: Ich bin es mir wert. Und Sie mir sowieso! Besonders mit dem Blick auf Respekt, Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und der Vielfalt des Menschseins.


Vielleicht bekommen Sie genauso viel Freude beim Aufdröseln gedanklicher Blockaden, wie es mir widerfahren ist. Und ehrlich: Es macht sogar Spaß, eigene Sprachgewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Ist das nicht ein wunderbarer Vorsatz für das Jahr; für jedes neue Jahr?!


Herzlichst, Ihre Esther Schweizer


Brigidas Weihnachtsgeschenk

und weitere Links und Tipps zum Stöbern und Nachdenken:


Genderleicht: Wie Sprache für alle elegant gelingt

- *Zitat von Christine Olderdissen. Aus dem obigen Buch, Vorwort. Seite 12.

- Praxis-Handbuch zu Gender und Sprache / Vorschläge und Ideen für eine diskriminierungsfreie Sprache

- Neuigkeiten rund ums Thema Gendern. Hier ein Blog Vorschlag

Fragen an Genderleicht. Z.B. gibt es Regeln zum Genderstern etc.

Wissen rund um’s Gendern. Umfragen, Studien, Bücher etc.

- Geschickt gendern - das Genderwörterbuch.


P.S. Ich übernehme keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit und dauerhafte Gültigkeit der genannten Querverweise und Internetadressen (Stand: 1. Dezember 2022).

コメント


Empfohlene Einträge
Aktuelle Einträge
Archiv
Schlagwörter
Folgen Sie uns!
  • Facebook Basic Square
  • Twitter Basic Square
bottom of page