Do-It-Yourself-Bühne ...
Heute möchte ich auf einen Themenbereich eingehen, das sich aus Ihrem E-Mail Feedback ableitet – der räumlichen Verortung als Vortragender I Rednerin, dem Verlassen der Bühne, und den Gang ins oder durchs Publikum.
Apropos Gang. Sicherheitseinweisung im Flugzeug. Mit anderen Worten: Pre-flight Safety Instruction Demonstration oder auch Passagierbriefing genannt. Kaum ein Flugzeuggast schaut aufmerksam zu. Doch die Flugbegleiter führen diese Demonstration (Lakonisch auch als Wasserballett bezeichnet) unbeirrt fort. Sie werden einwenden wollen: Müssen die doch auch! Umso bemerkenswerter ist es, dass jeder Flugbegleiter diese Sicherheitseinweisung immer wieder wie eine kleine Premiere gestalten und jedem Fluggast das Gefühl geben, nur für ihn (sprich nur für mich) diese "lebenswichtige Demo" darbieten. Das zollt mir jedes Mal Respekt. Hier wird professionell mit einer Widrigkeit auf engstem Raum umgegangen; kein "Jetzt schauen Sie mir aber mal zu".
Do-It-Yourself-Bühne
Wunderbare Überleitung zu den Fragestellungen "Wie schaffe ich mir den Raum, den ich für meinen Vortrag benötige – auch wenn insgesamt ausgesprochen wenig Platz zur Verfügung steht?" oder "Ist es ok, als Rednerin I Vortragender ins Publikum zu gehen?", "Wo sollte ich mich idealerweise aufhalten, wenn überhaupt keine richtige Bühne bzw. erhöhte Ebene vorhanden ist?"
Beschäftigen wir uns zuerst mit der bestmöglichen Positionierung als Rednerin I Vortragender, wenn keine Bühne vorhanden ist: Tatsächlich sollte man schon etwas erhöht stehen, damit man das Publikum überblicken und in seiner Gesamtheit erfassen kann. Im Gegenzug werden Sie dann auch von allen Anwesenden besser gesehen. Steht keine Bühne zur Verfügung, sind Improvisationsvermögen und "Hands-on"- Mentalität gefragt. Zahlreiche historische Reden wurden von so profanen Ersatz-Bühnen wie Obstkisten, Tischen, Ladeflächen oder Stühlen gehalten. Diese Accessoires eignen sich aber nur, wenn keine aufwendige Gestik eingeplant wurde – der passende Übergang zur Frage nach dem nötigen Raum:
Eine erhöhte Position sorgt nicht nur für Überblick und bessere Sichtbarkeit, sondern verschafft Ihnen auch mehr Ellenbogen- und Armfreiheit. Zugegeben: Auf einer Orangenkiste lässt sich nicht passabel hin- und herlaufen oder mit dem gesamten Bühnenraum spielen. Idealerweise verfügen Sie daher über eine Art Plan-B oder Westentaschen-Version Ihres Vortrags, den Sie im Zweifel auch in einer überfüllten Fahrstuhlkabine halten könnten.
Lassen Sie sich aber jetzt nicht zu sehr ins Bockshorn jagen: In den allermeisten Fällen – und hier spreche ich wirklich aus jahrelanger Erfahrung – wird Ihnen eine adäquate Präsentationsmöglichkeit oder eine vollwertige und üblicherweise mehr oder weniger weitläufige Bühne zur Verfügung gestellt werden. Um aber wirklich auf Nummer Sicher zu gehen und sich keinen Experten-Bauchklatscher zu erlauben, sollten Sie vorher immer einen persönlichen Location-Check durchführen. Prüfen Sie die Bühne, den Zuschauerraum und die allgemeinen und speziellen akustischen und optischen Raumverhältnisse – möglichst an unterschiedlichen Positionen. Bringen Sie idealerweise auch einen "Komplizen" mit, der Ihnen zuhört oder zuruft. Haben Sie Ihren "Wohlfühl-Ort" gefunden, können Sie sich ab diesem Zeitpunkt schon mit einem guten inneren Standing und einer positiven Grundhaltung auf das anstehende Event vorbereiten. Mir ganz persönlich hilft die Einstimmung "Ich freue mich hier zu sein – und ich freue mich, dass SIE da sind!" So fühlt sich der Raum gleich größer und die vielen Menschen vertrauter an. Mit anderen Worten "Der Blick über den Tellerrand" ist meine Pre-flight Safety Instruction.
Die weitere Frage und Thema: Soll ich die Bühne auch mal verlassen und den Sprung ins Publikum wagen? beantworte ich im meinem nächsten Blog.
Herzlichst, Ihre Esther Schweizer