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Pandemie Gegenwart. Bleibt der Weihnachtsmann in Quarantäne am Nordpol?



Fällt das Weihnachtsfest diesjährig aus und bleibt der Weihnachtsmann in Quarantäne am Nordpol?


Liebe Leserinnen und Leser,


schmecken Ihnen schon die ersten Dominosteine? Vielleicht unauffällig in weißer Schokolade getarnt, um bei herbstlichen Temperaturen noch keine direkte Adventsstimmung zu verbreiten – angesichts einer noch mehrwöchigen Wartezeit.


Ich komme eigentlich nie zu spät – die anderen haben es bloß immer so eilig (Marilyn Monroe)


Auch wenn es Ihnen noch reichlich verfrüht erscheint, sich mit nikolausigen Knabbereien zu beschäftigen – wir sollten uns nichtsdestotrotz schon jetzt ein paar Gedanken über die besinnliche Weihnachtszeit im vertrauten (oder Kollegen-)Kreise machen. Immerhin wird sich diese erheblich von den vorherigen unterscheiden, da schadet eine sorgfältigere Planung -unter Berücksichtigung der allgegenwärtigen Pandiemiegegenwart - sicher nicht.


Je größer die Distanz ist, desto größer darf Nähe sein


Den Urheber dieser sehr aktuellen Zeile kenne ich zwar nicht – dennoch stimmen mich diese Worte unter verschiedensten Aspekten nachdenklich. Denn. Der kommende Winter ist und bleibt „Corona“ geprägt.


  • Wie halte ich meine diesjährige Weihnachtsrede?

  • Welche alternativen Präsentationsformen stehen mir eventuell zur Verfügung?

  • Sieht und hört man mich mit einer Nasen- und Mundbedeckung überhaupt noch?

Befindet sich Ihr Unternehmen schon in der diesbezüglichen Planungsphase? Wie sehen die Hygiene- und Abstandsregeln für die Weihnachtsfeier aus, auf der sich Menschen bisweilen ja auch – gewollt oder ungewollt – näher kommen? Diese Überlegungen schließen Betriebsveranstaltungen, Weihnachtsmarktbesuche, Netzwerk-Events mit ein – aber eben auch private Feiern (wie hoch wird die dann aktuelle maximale Teilnehmerzahl liegen?), religiöse Zeremonien sämtlicher Konfessionen und Familienzusammenkünfte nicht aus.


In der "Corona-Ära" sind nicht nur positive Alternativen, sondern auch Kreativität, Phantasie und Innovationsbereitschaft gefragt. Eigenschaften, die auch schon 2019, 2018 oder 2017 die Akzeptanz für die vermeintliche "Jahresendgeselligkeitspflichtveranstaltung" vielleicht enorm verbessert hätten …


Die höchste Fertigkeit der Kommunikation ist Zuhören


Einige von Ihnen wissen es bereits schon, andere erfahren es nun auf diesem Weg: In diesem ausklingenden und aufwirbelnden Jahr stelle ich mich noch einer sehr herausfordernden Fort- und Weiterbildung: Ich erlerne die Kunst der Aufstellungsarbeit. Dabei geht es auch um Räume – innere Räume, Außenräume, unbekannte Räume. Ohne jetzt unnötig ins Detail zu gehen, wird auch der Fertigkeit des Zuhörens die verdiente Aufmerksamkeit zuteil.


Gerade angesichts der Meinungs-Schlachten, Fakten-Scharmützel und Fake-News-Gefechte, die in den "sozialen" Medien toben, kommt dem aktiven Zuhören die Aufgabe zu, die Hot-Spots auf Betriebstemperatur herunter zu kühlen und dafür zu sorgen, dass das Wort "Meinungsaustausch" wieder seinem eigentlichen Sinn gerecht – und nicht als "ich tausche die Meinung meines Gegenübers gegen meine aus" interpretiert wird. In trauriger Konsequenz bekomme ich aktuell mit, wie immer mehr (virtuelle wie analoge) Freundschaften, Bekanntschaften und Gemeinschaften Risse zeigen – oder bereits ganz zerbrechen.


Bevor Sie also mit der inhaltlichen Auseinandersetzung – sei es für eine weihnachtliche Rede, einem Vortrag oder eine Präsentation – beginnen, nehmen Sie sich gerne ein wenig Zeit für das Zuhören. Zuhören fängt mit dem eigenen Zurücknehmen an – bedeutet aber nicht die vorauseilende Aufgabe der individuellen Position. Stehen Sie Ihrem Gegenüber Raum zu – als Bühne, zum Atemholen, zum Sammeln, Verdichten und Verwerfen. Dieser Raum dient hingegen nicht als Speaker's Corner für notorische Selbstdarsteller, Trommler und "Wo es lang geht!"-Sager.


Worte zerstören, wo sie nicht hingehören


Daliah Lavi sang einst diese Strophe und brach damit eine Bresche für das Schweigen – und das Aushalten des Schweigens. In einer Welt, wo der Lärm, das Gewusel und sprachliche Geschwurbel als Normalität wahrgenommen wird, kommt kaum ein Geplapper an die brachiale Kraft einer tiefgreifenden Stille heran. Hier wächst dann erst ein klarer Gedanke, der pingpongartig den nächsten anstößt.


Die gute Botschaft zum Fest: Zuhören bereichert – auch und gerade den Fundus der guten und ehrlichen Geschichten. Diese eignen sich hervorragend, um zum Ende dieses turbulenten Jahres eine andere, aber kaum weniger wertvolle Besinnlichkeit entstehen zu lassen – trauen Sie sich einfach!


Letzter Innehalt-Stopp vor der alkoholfreien (?) Glühwein-Sause


Gibt es dieses Jahr überhaupt Weihnachtsmärkte? Und wenn ja, wie sieht der Spagat zwischen vorweihnachtlicher Ausgelassenheit – und pandemiebedingter Rücksichtnahme aus? Gibt es ordnungsamtliche Weihnachtsmänner, die mit rotweißen Masken ausgestattet den Maßnahmenverweigerern die Rute zeigen? Oder schaffen wir es, einfach mit gesundem Menschenverstand menschliche Nähe bei körperlicher Distanz aufzubauen? Wir werden es in den nächsten Wochen sehen …


Stichwort Weihnachtsrede


In einem früheren Artikel erwähnte ich es schon – und aus naheliegenden Aktualitätsgründen wiederhole ich mich gerne zum Thema Weihnachtsrede "Einen erwischt es immer". Die Rede ist von der unvermeidlichen Rede auf der Weihnachtsfeier, bevor es dann endlich – unter Einhaltung neuer Richtlinien/Verordnungen – so richtig gemütlich wird. Selbst wenn Sie entgegen Ihrem ursprünglichen Plan vom akribisch ausgearbeiteten Skript in die freie Rede wechseln, wird Ihnen diesen spontanen Spurwechsel niemand übelnehmen. Ganz im Gegenteil. Zweites Stichwort: vorher zuhören und rhetorische Anknüpfungspunkte für spontane Einwürfe sammeln.


So banal wie erfolgreich: Üben, üben, üben!


Auch wenn Ihnen das freie Reden mehr liegt, sollten Sie üben. Erstens haben Sie noch ein paar Wochen Zeit – und zweitens dürfen Sie sich nicht auf letztjährige Szenarien und die altbekannten Abläufe verlassen. Corona macht's möglich: Nichts ist mehr so wie Sie meinten, es zu kennen.


Die entscheidende Frage – Rede oder Vortrag?


Kennen Sie die Antwort? Selbst wenn Sie zu meinen treuen Lesern und Leserinnen gehören, wiederhole ich mich auch an dieser Stelle. Denn eines ist gewiss. Manches behält eine gewisse Form von positiver Beständigkeit. Erfahrungsgemäß auch entsprechende Negativbeispiele. Die „Corona Ära“ macht da keine Ausnahme. Zum Beispiel. Die betriebliche Weihnachtsfeier. In deren Verlauf – besonders zu fortgeschrittener Stunde – der Chef, eine Vorgesetzte oder Kollege / Kollegin die an sich inspirierende Weihnachtsrede mit der Möglichkeit verwechseln, sein Nischenwissen in einen unerträglich drögen (norddeutsch für "langweilig") Fachvortrag zu verwandeln – oder die Geschäftsleitung erfolglos versuchte, eine traditionell unterfütterte Floskel nach der anderen in das selbst auferlegte 15-Minuten-Korsett zu pressen. Dieses kleine Beispiel deutet auf eines der Hauptunterscheidungsmerkmale zwischen Fest-rede und Fest-Vortrag hin: Zeitlicher Rahmen und thematischer Bezug. Machen Sie es anders.


Ihre kleine Merkliste – die Unterscheidungsmerkmale


  • Stil der Darbietung

Festlicher Anlass vorhanden – wie bei einer Weihnachtsfeier, Sommerfeier, einem Jubiläum, einer Hochzeit, einem Geburtstag? Dann reden wir von einer Festrede. Produkteinführung, neue Unternehmensstrategie oder Erweiterung der Vertriebsregion? Klares Indiz für eine Präsentation, einen Impuls- oder Fachvortrag. Auch externe Speaker (tatsächlich oder digital) können hinzugezogen werden, andererseits lassen sich auch Festreden mit – unbedingt gut gemachten – Folien, Videos oder Musikeinspielungen auflockern. Bitte immer im Blick behalten: den Zeitfaktor. Gerade auf Weihnachtsfeiern wird zeitig gegessen.


  • Zielsetzung

Was genau möchten Sie erreichen? Wenn Sie die Absicht hegen, Ihre Zuhörerschaft zu motivieren, zu informieren und auch zu unterhalten, gelten die gleichen, bereits oben aufgeführten Kriterien. Ihren Auftritts- und Redestil passen Sie dem festlichen Rahmen natürlich an, verbreiten keine schlechte Laune durch Verkündung von Quartalszahlen, die gerade nicht im Plan lagen, Entlassungen oder einem Besinnungsaufsatz über die Vor- und Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge in Zeiten der Digitalisierung.


  • Zielgruppe oder Publikum

Wenden Sie sich ausschließlich an die Belegschaft, Ihre Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Führungskräfte, sprechen Sie zu einer ganz klar eingegrenzten Zielgruppe. Sind hingegen auch Kunden, Lieferanten, Sponsoren oder Ehrengäste eingeladen, steht bzw. sitzt vor Ihnen ein ebenfalls klar segmentiertes Publikum. Hier geht es darum, dass alle Anwesenden unabhängig von Betriebszugehörigkeit und Fachwissen Ihnen bei Ihren Ausführungen folgen – und über Ihre allgemeinverständlichen Pointen lachen kann. Wenn Sie sich nicht sicher sind, vollführen Sie die Monopoly-Loipe – Gehen Sie zurück auf "Los", nicht ins Gefängnis und fragen Sie sich "Was?", "Warum?" und "Wie?".


  • Dramaturgie und Inszenierung

Welche Persönlichkeit sind Sie – und welcher Rede- oder Vortragstyp passt zu Ihnen? Versuchen Sie sich nicht zu verstellen oder zu verbiegen – weil Sie vielleicht der Meinung sind, nur als Double von Didi Hallervorden die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörerschaft gewinnen zu können. Das Gegenteil ist eher zu erwarten. Im Vordergrund sollten immer die Basics stehen: Kann man mich auch hinten am Katzentisch gut hören? Sind meine Ausführungen schlüssig und nachvollziehbar? Sind Sie hier auf einem guten Weg (Sicherheit erhalten Sie durch Übungen im wohlgesonnenen Freundes- oder Kollegenkreis), können Sie das nächste Level dazu schalten: Humor, Witze, Gefühle. Im Zweifel – und insbesondere vor Weihnachten und in diesen herausfordernden Zeiten – sollten Sie positiven und inspirierenden Emotionen den Vorzug geben. Nörgeleien, oberlehrerhafte Ermahnungen und allgemeiner Wirtschaftspessimismus sorgen erfahrungsgemäß nicht für Standig Ovations, feuchte Augen und einen besinnlichen Festausklang.


  • Ablesen oder freie Rede?

Diese Frage gehört zu den wichtigsten Weichenstellungen, die Sie im Vorwege in Angriff nehmen sollten. Sind Sie es gewohnt, aus dem Stegreif zu sprechen, und merken Sie bereits instinktiv, wann Ihr Publikum eine Lach- oder Applauspause benötigt, können Sie sich auf Stichworte oder eine Mind-Map auf dem Podium oder auf Karteikarten verlassen. Haben Sie bisher keine nennenswerte Bühnen- oder Sprecherfahrung, sammeln können, nimmt es Ihnen niemand übel, wenn Sie Ihre sorgsam gewählten Worte ablesen, anstatt sie auswendig – und mehr oder weniger überzeugend – vorzutragen. Mein Tipp: Notieren Sie sich dramaturgische Bemerkungen auf Ihr Skript oder Ihre Kärtchen. Diese Unterlagen werden nach dem Ende der Veranstaltung nicht eingesammelt und benotet. Auch das Ablesen und die dazugehörige Variation von Lautstärke, Geschwindigkeit und Tonlage können (und sollten) Sie in einem geschützten Rahmen üben. Dieser kann am Anfang auch einfach nur Ihr Badezimmer sein …


  • Vorbereitung …

… ist alles. Beantworten Sie rechtzeitig vorher folgende Fragen: Gibt es spezielle „Corona Regeln“ einzuhalten? Welche Kleidung? Wie sieht die Tontechnik vor Ort aus? Was muss ich mitbringen, was finde ich auf der Bühne vor? Haben Sie Unterstützer oder Stichwortgeber im Publikum? Müssen Sie sich mit dem Phänomen "Lampenfieber" beschäftigen? Wie klingt Ihre Stimme? Umfassende Antworten finden Sie – Achtung, dezente Eigenwerbung – natürlich auch in meinem Buch "Reden? Sicher. Wirken!". Kurzer Spoiler: Alkohol hilft tatsächlich nicht dauerhaft gegen Lampenfieber, selbst wenn es große Schauspieler immer wieder ausprobieren.


  • Abschluss

Eine ganz dringende Bitte: "Beenden Sie niemals – ich wiederhole betont: "NIEMALS" – eine Festrede, einen Vortrag oder eine andere Darbietung mit der Floskel "Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!" Nutzen Sie die Schlussspannung, um eine dem Anlass angemessene Handlungsaufforderung, ein motivierendes Zitat oder einen Trinkspruch als offiziellen Startschuss für das gesellige Beisammensein zu geben.


  • Nachbereitung

Nach der Rede ist vor der Rede. Holen Sie sich stets ein unmittelbares Feedback ab – von Personen, die Ihnen zwar grundsätzlich wohlgesonnen sind, sich aber auch nicht scheuen, konstruktive Kritik zu üben. Selbst wenn Sie aufgrund Ihrer Position der Überzeugung sind, dass Sie schon ziemlich hoch auf der Leiter stehen, sollten Sie sich die Chance zur stetigen Verbesserung nicht entgehen lassen. Wie sagte schon die Schauspielerin und Sängerin Lotte Lenya: "Übung ist nützlich, aber es gibt keinen Ersatz für Erfahrung."


Mein heutiges Schlusswort "Übung ist nützlich, aber es gibt keinen Ersatz für Erfahrung" möchte Sie nichtsdestotrotz zuversichtlich Ihren mannigfaltigen Praxis-Gelegenheiten entgegensehen lassen – um geduldig Feedback und freudig Applaus einzusammeln, Kritik (wie Don Vito Corleone) geschäftlich und nicht persönlich zu nehmen und unverdrossen weiter zu machen.


Ich wünsche Ihnen viel Glück in der Umsetzung. Beste Gesundheit und alles Gute.


Etwas für die Ohren. Hier hören Sie den ersten Teil sowie den zweiten Teil des hiesigen Blog's >Pandemie Gegenwart. Bleibt der Weihnachtsmann in Quarantäne am Nordpol?<


Herzlichst,

Ihre Esther Schweizer





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